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Produktbeschreibung
Zweite Platte der Rapper! Im Grunde liefert die Hinterlandgang mit "Rosa Mitsubishis" den Soundtrack zu Hendrik Bolz' "Nullerjahre". Dass der reichlich verspätet kommt, macht nichts: Es ändert sich ja einfach wirklich wenig, im dörflichen Nirgendwo. Wahrscheinlich liefert genau das den Hauptgrund dafür, warum mich dieses Album (genau wie das letzte, wie Grims frühe Sachen oder eben wie Testos Buch) gar so tief trifft, bis ins Mark. Die bleierne Tristesse, die Perspektivlosigkeit, die Einsamkeit, die von Jahr zu Jahr schlimmer wird, weil Freund*innen wegziehen, wegsterben oder sich, um sich alldem zu entziehen, so wirkungsvoll abschießen, dass sie gar nicht mehr zu erreichen sind: Ich kenn' das alles, auch wenn ich damit gut dreißig Jahre früher dran war und mein Hinterland nicht kurz vor der polnischen Grenze lag, sondern ein Stück weiter südwestlich, in Sichtweite eines Landes, das nur noch in mancher Leute Köpfen existiert.
Die Stimmung dort, es war haargenau die, die auf "Rosa Mitsubishis" herrscht. Man will nur weg, und eigentlich doch wieder nicht, weil: Wo ist Zuhause, Mama, wenn nicht da, wo man Leute kennt? Dieses Melancholische, leise Klaustrophobische, dabei aber doch irgendwie Heimelige, weil Vertraute: Besser als auf diesem Album kann man das kaum einfangen. Irgendwo zwischen Feld-Wald-Wiesen-Rave und Rap haben sich Albert und Pablo eingerichtet. Hin und wieder hat jemand eine Akustikgitarre dabei, in "Ausgewaschenes T-Shirt" ganz zum Schluss sogar einmal dunkle Streicher, doch das bleibt die Ausnahme. Meist regieren wabernde Synthies und schnurgerade durchpumpende Bässe.
Die Geschichten, die diese Jungs erzählen, brauchen auch keine aufwändig installierten Kulissen. Falls sich jemand noch an die beiden Teenies aus "13 Jahre" erinnert und sich fragte, was aus denen wohl geworden sein mag: "26 Jahre" setzt ihre Story fort. Genau wie beim ersten Teil ließen sich die Lyrics so, wie sie sind, unmittelbar als Drehbuch eines Kurzfilms verwenden. Ganz großartig.
Ansonsten geht es um Langeweile und Frust und darum, wie man derlei Dorfjugendsorgen betäubt, wenn man ihnen schon nicht entfliehen kann. Es geht um besorgte Mütter und abwesende Väter, um traurige Kinder trauriger Eltern. Es geht um Freund*innen, die vor die Hunde gehen. Es geht um die Suche nach dem Platz in einer Gesellschaft, die kaum Möglichkeiten bietet. Manchmal geht es auch einfach nur darum, durch die Nacht zu fahren, irgendwohin, weil es überall anders besser ist als da, wo man gerade ist.
Diesen Artikel haben wir am 14.11.2024 in unseren Katalog aufgenommen.